Gründe für eine nachhaltige Website: Die „CO2-Schleuder“ Internet

Nachhaltige Website: Gut für Umwelt & Conversions

Bisher wurde das Internet und seine digitalen Services mit der Überzeugung genutzt, mit seiner Hilfe Ressourcen zu sparen, da Unmengen an Papier, Betriebsmaterialien, Abfällen und Müll durch einen reinen und sauberen Datentransfer ersetzt werden.

Doch Stück für Stück offenbart sich eine andere Realität, denn der weltweite Datenverkehr – von Rechenzentren über die Übertragungsnetze bis hin zu den Endgeräten – verursacht einen enormen Energieverbrauch. Genau beläuft sich dieser aktuell auf rund 416.2 Terrawatt im Jahr, mit stark steigender Tendenz. Die Website „Sustainable Web Manifesto“ hat errechnet: Wäre das Internet ein Staat, könnte es sich als den viertgrößten CO2-Emittenden der Welt bezeichnen.

33 Millionen Tonnen CO2 jährlich verursacht allein Deutschland durch den Betrieb des Internets und der internetfähigen Geräte. Das ist in etwa so viel, wie durch den gesamten innerdeutschen Flugverkehr entsteht.

Doch die Deutschen sind nicht die einzigen, die auf das Emissionskonto der Digitalisierung einzahlen. Laut einer Studie nutzten 2019 mehr als vier Milliarden Menschen das Internet – und sorgten mit Online-Aktivitäten wie Cloud-Computing, Streaming-Diensten und bargeldlosen Bezahlsystemen für einen stetig wachsenden Energiebedarf. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung online und die Zahl wächst weiter.

Das Internet ist enorm klimaschädlich

Erster Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Suchmaschinen

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Berechnungen angestellt, um den Einfluss des Internets auf die weltweite CO2-Bilanz einschätzen zu können und die Ergebnisse sind alarmierend.

So fand ein Harvard-Physiker schon im Jahr 2009 heraus, dass eine einzige Suche mit Google & Co. etwa sieben Gramm C02 produziert. Eine andere Zahl: Ein Gigabyte Daten verbraucht 13 Kilowattstunden Strom und produziert rund 544 Gramm CO2 pro Kilowattstunde.

Demzufolge wird bei 47.000 Suchanfragen pro Sekunde etwa eine halbe Tonne C02 ausgestoßen. Man bräuchte also 23 Bäume, um eine einzige Sekunde Googlen zu auszugleichen.

Zweiter Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Rechenzentren

Schon 2012 verbrauchten alle Rechenzentren der Welt das 30-fache von dem, was ein einzelnes Atomkraftwerk erzeugt, zusätzlich steigt der Energieverbrauch beim Kühlen der Server, da diese heiß laufen.

Ein Beispiel liefert Frankfurt am Main, der Sitz von Deutschlands wichtigster Börse und Zentrum vieler Rechenzentren. Allein diese verbrauchen 20 Prozent der städtischen Energie und benötigen somit mehr Strom als der Frankfurter Flughafen oder alle Frankfurter Haushalte zusammen.

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Dritter Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Streaming-Dienste

In einer Studie untersuchte das französische Shift Project die verschiedenen Videostreaming-Typen und ihren Einfluss auf die Produktion von Treibhausgasen. Sie fanden heraus: 60 Prozent aller globalen Datenströme fließen beim Streaming von Online-Videos.

Diese 60 Prozent setzen sich aus vier verschiedenen Arten von Online-Videos zusammen. Laut den Ergebnissen verursachen Video-on-Demand-Services wie Amazon Prime und Netflix rund 100 Millionen C02 bei einem Anteil des globalen Video-Konsums von 34 Prozent.

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Eine nachhaltige Website macht viel aus

Das Internet verursacht inzwischen so viele CO2-Emissionen wie der Flugverkehr und verbraucht zehn Prozent des globalen Stroms. Wer bei Umweltverschmutzung nur an Autos Flugzeuge und Kreuzfahrten denkt, sollte also auch Smartphones und PCs berücksichtigen.

Doch auch Websites spielen eine Rolle. Denn je mehr Daten sie verbrauchen, desto höher ist ihr Stromverbrauch. So erzeugt schon eine einfache Webseite rund 1,76 Gramm CO2 pro Aufruf. Bei 20.000 Views sind das bereits 352 Kilogramm CO2.

Es ist also mehr als angebracht, dass IT-Unternehmen und -Entwickler Umweltschutz und Nachhaltigkeit fördern. Dies kann durch eine nachhaltige Website mit nachhaltigem Webdesign (engl. Sustainable Webdesign bzw. Green Webdesign) gelingen.

Eine nachhaltige Website bietet viele Vorteile

Ganz gleich ob eine professionelle Website, ein eigener Blog oder eine private Website als Hobby: Nachhaltiges Webdesign bietet sowohl aus Sicht des Umweltschutzes als auch aus Gründen der Performance und der Reputation viele Vorteile.

Bessere Performance durch schnellere Ladezeiten

Der Erfolg einer Website hängt unter anderem von der Ladezeit ab. Lädt eine Seite länger als drei Sekunden, zieht die Hälfte der Besucher bereits weiter. Eine nachhaltige Website lädt in der Regel schneller und lässt sich komfortabler benutzen.

Gründe dafür sind ein reduzierter Ressourcenverbrauch, ein schlanker Code und kleinere Datengrößen durch weniger CSS, JavaScript-Elemente, komprimierte Bilder und Videos.

Schnellere Ladezeiten und geringerer Stromverbrauch bedeuten neben der deutlich besseren Klimabilanz auch ein kostengünstigeres Energiemanagement. Eine echte Win-win-Situation für Unternehmen und Planet.

SEO-Optimierung durch besseres Suchmaschinen-Ranking

Eine nachhaltige Website bietet schnellere Seitengeschwindigkeiten und ein nutzerfreundliches Design. Diese beiden Aspekte haben aber auch großen Einfluss auf ein gutes Ranking in den Suchmaschinen, denn sie zählen zu den wichtigsten Google-Ranking-Faktoren.

Positive Marken- und Unternehmenswahrnehmung

Für Unternehmen kommt es darauf an, nicht nur über Nachhaltigkeitsstrategien nachzudenken, sondern diese in Form von grünem Marketing aktiv und für Kunden sichtbar umzusetzen.

Hierzu zählt auch Grünes Webdesign, das sich auf der Unternehmenswebsite kommunizieren lässt und somit für eine bessere, umweltbewusste Marken- und Unternehmenswahrnehmung sorgt.

Umweltschutz und Ressourcenschonung

Nachhaltige Websites erstellen – mit einem langlebigen, nachhaltigen Design wirkt sich nicht nur positiv auf die Besucherzahlen und den Unternehmenserfolg aus, sondern auch auf die Umwelt.

Weniger Stromverbrauch durch eine nachhaltige Website und Green Hosting mit Ökostrom bedeuten weniger CO2-Emissionen und somit einen Beitrag dazu, das Web nachhaltiger zu gestalten.

Konzeption und Umsetzung eines nachhaltigen Webdesigns

Während sich die meisten beim Wort „Nachhaltigkeit“ etwas unter Abfallreduzierung, Recycling und emissionsfreiem Verkehr vorstellen können, stellt sich beim nachhaltigen Webdesign die Frage, wie eine nachhaltige Website aussieht:

Datensparendes Webdesign

Ein datensparendes Webdesign stellt die folgenden drei Punkte in den Mittelpunkt: Unnötigen Datenverbrauch vermeiden, eine effiziente Seitenarchitektur bieten und nur Mediendaten mit Mehrwert einsetzen.

Denn vor allem Bilder, Thumbnails, Videos, Stilelemente, Werbebanner und animierte Seitenbereiche produzieren eine Unmenge an Daten, erhöhen den Energieverbrauch und somit auch die Emissionen.

Statt Seiten zu überladen, können mit entsprechenden Tools Bilder komprimiert werden. Zudem gilt es zu prüfen, welche Multimedia-Elemente den Seitenbesuchern überhaupt den Mehrwert bieten, den sie erwarten, um auf der Seite zu bleiben.

Zu den weiteren Stellschrauben für ein energiesparendes Webdesign gehören: Die Navigation schlank halten, lokal installierte Systemschriften, Clean Code, CSS komprimieren, Lazy-Loading sowie eine langlebige, zeitlose Gestaltung.

Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch Haltbarkeit. Schließlich altert eine Website, die zeitlos und universell gestaltet ist, langsamer und reduziert den Aufwand für Umgestaltung und Überarbeitung.

So lassen sich auch Kosten für teure Relaunches sparen. Minimalistische Eleganz mit einem klaren, zielführenden Aufbau der Inhalte und einer langfristigen Seitenästhetik ist somit ein sinnvoller Schritt in Richtung nachhaltiges Webdesign.

Green Hosting und Green IT

Die rund 50.000 Rechenzentren in Deutschland haben im Jahr 2020 etwa 16 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Das ist mehr als der jährliche Stromverbrauch einer Großstadt wie Berlin.

Wer eine nachhaltige Website erstellen will, sollte also auch an den Stromverbrauch der Server durch das Webhosting denken. Grünes Hosting steht für Hosting-Server und Rechenzentren, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Website der Green Web Foundation bietet einen guten Überblick über geeignete Anbieter.

Insofern sollte jeder Website-Betreiber darauf achten, ob der Website-Hoster Grünes Hosting anbietet, bzw., dass es von ihm genutzt wird. Ein einfacher Schritt mit immensen CO2-Einsparpotenzialen.

Grüne IT wiederum richtet ihren Fokus nicht nur auf die Energieversorgung, sondern auch auf die nachhaltige ganzheitliche Produktion und Bereitstellung, smarte IT-Nutzung und sachgerechte Entsorgung von IT-Produkten.

Anbieter, deren Strategien, Kompetenzen und Geschäftsmodelle auf Grüne IT und Grünes Hosting basieren, sind in der Regel leicht an den folgenden Punkten zu erkennen:

  • Für den Serverbetrieb wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien genutzt.
  • Ausrangierte Hardware wird sachgerecht entsorgt oder recycelt.
  • Jede Hardware ist mit Öko-Zertifikaten oder -labeln ausgestattet.
  • Das Energiemanagement ist zertifiziert.
  • Die Reduzierung von CO2-Emissionen ist zertifiziert.
  • Umweltschutzprojekte werden gefördert.
  • Intelligente Infrastrukturen durch z.B. virtualisierte und zentralisierte Dienste werden genutzt.

Übersichtliche, klare, nachhaltige Codes

Schlanke, klare Codes unterstützen die Entwicklung einer nachhaltigen Website eminent, weil sie für deutlich weniger Datenverbrauch und weniger Aufwand beim Pflegen der Codes sorgen.

Durch effizientes Programmieren lassen sich Skripte wie CSS und JavaScript komprimieren und unnötig große Datentransfers bei der Serverkommunikation vermeiden.

Auch das Caching, die Ablage von Daten im Zwischenspeicher, lässt sich verbessern, um überflüssige Datenübertragungen zu verhindern. Je effizienter die Algorithmen und Codes sind, desto energiesparsamer und umweltfreundlicher ist die Website.

Werkzeuge, um die Nachhaltigkeit und Funktionalität von Codes zu überprüfen, sind zum Beispiel Refactoring-Tools, die Änderungen prüfen und veraltete Code-Elemente durch neue ersetzen.

Gleichzeitig gibt es Verifikations-Tools, die Codes auf ihr Verhalten hin überprüfen, zusätzlich Fehler ausfindig machen und darüber hinaus noch die Integrationen erleichtern.

Mit einem übersichtlichen, klaren Code wird also langfristig Code Smell und Code Rot (veraltete, nutzlose Code-Elementen) vorgebeugt und neben der Code-Effizienz auch die Ökobilanz der Website verbessert.

Weniger Kosten, mehr Image und mehr Verkäufe

Nachhaltige Websites richten sich an umweltfreundlichen Technologien und Praktiken aus und tragen dazu bei, den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu reduzieren. Doch darüber hinaus gibt es noch weitere Vorteile:

Kosteneinsparungen durch weniger Ressourcenverbrauch

Eine nachhaltige Website trägt dazu bei, Strom und damit Betriebskosten zu reduzieren.

Auch das Einsparen von Ressourcen wie Bandbreite und Speicherplatz kann zu Kosteneinsparungen führen. Denn einige der Cloud-Anbieter rechnen nach Leistung ab, wie zum Beispiel die Amazon Cloud AWS

Mehr Conversions durch bessere Nutzerfreundlichkeit

Eine nachhaltige Website verkürzt die Ladezeiten und verbessert so die Performance. Denn eine bessere Nutzerfreundlichkeit trägt dazu bei, dass die Nutzer länger auf der Website verweilen und sich somit die Conversion-Rate erhöht.

PR und Marketing-Vorteile

Immer mehr Menschen wissen, dass Online-Aktivitäten einen Einfluss auf die Umwelt haben. Mit einer nachhaltigen Website positioniert sich ein Unternehmen als aktiv-umweltbewusst und sichert sich positive PR und Marketing-Vorteile.

Fazit: Unbedingt nachhaltig.

Auch Websites können nachhaltig sein und mit ihrer Klima- und Umweltfreundlichkeit zum positiven Imageaufbau von Unternehmen beitragen. Auch und besonders, weil echte Taten am Beispiel einer nachhaltigen Website besonders glaubwürdig sind.

Um eine nachhaltige Website zu betreiben, gibt es viele Dinge, die man beachten muss. Dazu gehört unter anderem das Beauftragen von umweltfreundlichen Hosting-Anbietern oder das Optimieren von Bildern und Videos für schnellere Ladezeiten.

Auch das Verwenden von ausschließlich grüner Energie sowie das behutsame Setzen von Energiefressern wie Cookies ist wichtig. Auf lange Sicht lohnt sich der Aufwand, eine nachhaltige Website zu betreiben, aufgrund der vielen Vorteile, die sich daraus ergeben.

Denn es geht nicht nur um ein besseres Image, sondern auch um bessere Verkäufe. Hier hilft eine nachhaltige Website mit schnelleren Ladezeiten und einem einfacheren UX-Design, um die Nutzer länger auf der Seite zu halten und so zu Conversions zu animieren.