Heute früh hatte ich unsere neue Praktikantin begrüßt. Und ihr gleich das Du angeboten. Irgendwie schaute sie leicht überrascht und ich hatte das Gefühl, es wäre gut, ich würde ihr kurz erklären, warum dieses „Du“ in unserer Branche so selbstverständlich ist.
Viele denken, es komme einfach aus dem Englischen, weil dort ja alle „you“ sagen. Aber tatsächlich hat das Duzen in der Werbung tiefere Wurzeln.
Die frühe Werbewelt wuchs aus Druckereien, Setzereien und Verlagen. Man fühlte sich als Teil der Arbeiterkultur: Kameradschaft, Gewerkschaft, Werkstattgeist.
In den 1960er- und 1970er-Jahren trafen antiautoritäre Bewegungen auf die Arbeitswelt. Flache Hierarchien, kreative Freiheit und die Ablehnung starrer Autoritäten wurden vor allem in kreativen Berufen zum Leitbild. Das „Du“ wurde zum Symbol für Gleichheit.
Ja, englischsprachige Teams, internationale Kunden, „you“ statt „Sie“ – das hat die Entwicklung dann noch beschleunigt.
Vor vielen Jahren traf ich in einem Meeting bei Bosch auf die Design-Koryphäe Prof. Erik Spiekermann. Er gab mir die Hand und meinte, „ich bin der Erik“. Ich liebe das ;-).