Nachhaltige Website: Ressourcen schonen und Conversions steigern
Durch digitale Services lassen sich Unmengen von Papier und physischen Verbrauchsmaterialien einsparen und Online-Meetings ersetzen viele Anreisen. Ein nachhaltiges Medium ist das World Wide Web deswegen aber noch lange nicht.
Denn der ökologische Fußabdruck des weltweiten Datenverkehrs – von Rechenzentren über die Übertragungsnetze bis hin zu den Endgeräten – ist gigantisch. Schätzungen gehen derzeit von einem weltweiten Energieverbrauch zwischen 200 und 300 Terawattstunden (TWh) pro Jahr aus. Das bedeutet, dass Internetnutzer für rund 3,7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Zum Vergleich: Das entspricht der Menge, die durch den gesamten internationalen Flugverkehr produziert wird.
Durch den Ausbau der 5G-Mobilfunknetze, Streaming-Services und die zunehmende Bedeutung von KI-Anwendungen wird auch der Energiebedarf noch einmal sprunghaft steigen. Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2030 bis zu 13 Prozent des weltweiten Strombedarfs in Rechenzentren fließt.
Die Zeit ist also reif digitale Dienste nachhaltiger zu gestalten. Nachhaltige Websites spielen dabei eine wichtige Rolle.
Ihr Kontakt für nachhaltiges Webdesign

Susann Höpel
Consultant Digital Projects
Was verursacht den Energiehunger des Internets?
Erster Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Suchmaschinen
In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Berechnungen angestellt, um den Einfluss des Internets auf die weltweite CO2-Bilanz einschätzen zu können und die Ergebnisse sind alarmierend.
Eigenen Angaben des Technologieunternehmens Google zufolge verbraucht jede Suchanfrage etwa 0,0003 kWh Energie, was rund 0,2 Gramm CO2 entspricht. Das klingt nach wenig, ergibt in Summe jedoch beachtliche Werte. Zählt man alle Suchanfragen zusammen, die dem Internetriesen allein in einem Monat gestellt werden, entspricht das so viel CO2 wie 25 Weltumrundungen mit dem Auto.
Zweiter Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Rechenzentren
Rechenzentren sind weltweit auf Wachstumskurs. Belief sich der globale Serverbestand im Jahr 2015 noch auf 58.8 Millionen, waren es 2022 bereits 85.6 Millionen. In Deutschland, wo es derzeit etwa 3.000 Rechenzentren mit mehr als 40 kW IT-Anschlussleistung gibt, liegt der Energiebedarf bei 20 Terawattstunden pro Jahr. Der Branchenverband Bitkom rechnet bis 2030 mit einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 25 und 35 Terawattstunden. Aufgrund des gestiegenen Kohle-Anteils im deutschen Energiemix stiegen die CO2-Emissionen der Rechenzentren in den Jahren 2021 und 2022 auf 7,8 Millionen Tonnen.
Dritter Stromfresser und CO2-Verursacher: Die Streaming-Dienste
Die Nutzung von Streamingdiensten hat einen erheblichen Anteil am weltweiten Datenverkehr. Laut dem Berliner Borderstep-Institut verursachen Netflix, YouTube & Co. 80 Prozent des Stromverbrauchs im Internet. Die Menge des dabei produzierten CO2-Ausstoßes wird kontrovers diskutiert, der Impact auf die Umwelt ist jedoch unbestritten. Der Berliner Thinktank geht davon aus, dass eine Stunde Videostreaming in HD-Auflösung mit 100 bis 175 Gramm CO2 zu Buche schlagen – so viel wie ein Kleinwagen bei einem Kilometer Autofahrt.
Nachhaltige Websites als Gamechanger
Es ist also an der Zeit, dass IT-Unternehmen und -Entwickler sich für effizientere Formen der Internetnutzung einsetzen. Dies kann durch eine ressourcenoptimierte Website mit nachhaltigem Webdesign (engl. Sustainable Webdesign bzw. Green Webdesign) gelingen.
Eine nachhaltige Website bietet viele Vorteile
Bessere Performance durch schnellere Ladezeiten
Der Erfolg einer Website hängt unter anderem von der Ladezeit ab. Lädt eine Seite länger als drei Sekunden, zieht die Hälfte der Besucher bereits weiter. Eine nachhaltige Website verbraucht nicht nur weniger CO2 pro Aufruf, sondern lädt in der Regel auch schneller und lässt sich komfortabler nutzen. Erreicht wird so ein nachhaltiges Design durch schlankeren Code mit weniger CSS und JavaScript-Elementen sowie kleineren Datengrößen aufgrund komprimierter Bilder und Videos.
SEO-Optimierung durch besseres Suchmaschinen-Ranking
Google und Co. bewerten Ladegeschwindigkeit und Nutzerfreundlichkeit als wichtige Faktoren für ein gutes Ranking. Damit überzeugen nachhaltige Webseiten gleich mehrfach: Sie schonen Ressourcen, verbessern die Performance und steigern Ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen.
Positive Marken- und Unternehmenswahrnehmung
Für Unternehmen reicht es heute nicht mehr, nur über Nachhaltigkeit nachzudenken. Sie müssen aktiv werden und ihre grünen Initiativen für Kunden sichtbar machen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist umweltfreundliches Webdesign. Wenn Unternehmen dies auf ihrer Website umsetzen und kommunizieren, stärken sie ihr Image als umweltbewusste Marke. So wird Nachhaltigkeit zu einem echten Pluspunkt in der Wahrnehmung des Unternehmens.
Umweltschutz und Ressourcenschonung
Der schnellere Seitenaufbau verbessert nicht nur das Nutzererlebnis, sondern bewirkt auch einen geringeren Stromverbrauch und somit weniger CO2-Ausstoß und Energiekosten. Im Verbund mit Green Hosting mit klimafreundlichem Ökostrom ergibt sich so eine echte Win-win-Situation für Unternehmen und Planet.
Nachhaltiges Webdesign: Konzept und Umsetzung
Datensparendes Webdesign
Ein datensparendes Webdesign stellt die folgenden drei Punkte in den Mittelpunkt:
- Datenverbrauch minimieren
- Effiziente Seitenstruktur schaffen
- Nur Medieninhalte mit echtem Mehrwert verwenden
Vor allem Bilder, Thumbnails, Videos, Stilelemente, Werbebanner und animierte Seitenbereiche produzieren eine Unmenge an Daten, erhöhen den Energieverbrauch und somit auch die Emissionen. Statt Seiten zu überladen, können mit entsprechenden Tools Bilder komprimiert werden. Zudem gilt es zu prüfen, welche Multimedia-Elemente den Seitenbesuchern überhaupt den Mehrwert bieten, den sie erwarten, um auf der Seite zu bleiben.
Ein energiesparendes Webdesign bietet noch viele weitere Stellschrauben. Dazu gehören: Die Navigation schlank halten, lokal installierte Systemschriften, Clean Code, CSS komprimieren sowie Lazy-Loading.
Nachhaltigkeit bedeutet auch Haltbarkeit. Schließlich altert eine Website, die zeitlos und universell gestaltet ist, langsamer und reduziert den Aufwand für Umgestaltung und Überarbeitung. So lassen sich auch Kosten für teure Relaunches sparen. Minimalistische Eleganz mit einem klaren, zielführenden Aufbau der Inhalte und einer langfristigen Seitenästhetik ist somit ein sinnvoller Schritt in Richtung nachhaltiges Webdesign.
Green Hosting und Green IT
Die rund 50.000 Rechenzentren in Deutschland haben im Jahr 2020 etwa 20 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Das ist mehr als der jährliche Stromverbrauch einer Großstadt wie Berlin.
Wer eine nachhaltige Website erstellen will, sollte also auch an den Stromverbrauch der Server durch das Webhosting denken und zudem prüfen, ob der Website-Hoster Grünes Hosting anbietet bzw. selbst nutzt. Ein einfacher Schritt mit immensen CO2-Einsparpotenzialen.
Grünes Hosting steht für Hosting-Server und Rechenzentren, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Website der Green Web Foundation bietet einen guten Überblick über geeignete Anbieter.
Grüne IT wiederum richtet ihren Fokus nicht nur auf die Energieversorgung, sondern auch auf die nachhaltige ganzheitliche Produktion und Bereitstellung, smarte IT-Nutzung und sachgerechte Entsorgung von IT-Produkten.
Anbieter, deren Strategien, Kompetenzen und Geschäftsmodelle auf Grüne IT und Grünes Hosting basieren, sind in der Regel leicht an den folgenden Punkten zu erkennen:
- Für den Serverbetrieb wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien genutzt.
- Ausrangierte Hardware wird sachgerecht entsorgt oder recycelt.
- Jede Hardware ist mit Öko-Zertifikaten oder -labeln ausgestattet.
- Das Energiemanagement ist zertifiziert.
- Die Reduzierung von CO2-Emissionen ist zertifiziert.
- Umweltschutzprojekte werden gefördert.
- Intelligente Infrastrukturen durch z.B. virtualisierte und zentralisierte Dienste werden genutzt.
Übersichtliche, klare, nachhaltige Codes
Schlanke, gut strukturierte Codes bilden das Fundament nachhaltiger Websites. Sie verbrauchen weniger Daten und sind einfacher zu pflegen. Durch geschicktes Programmieren lassen sich CSS und JavaScript-Dateien komprimieren und unnötige Datentransfers bei der Serverkommunikation vermeiden.
Auch die Optimierung des Cachings, also der Zwischenspeicherung von Daten, hilft überflüssige Datenübertragungen zu reduzieren. Je effizienter die Algorithmen und Codes gestaltet sind, desto energiesparender und umweltfreundlicher wird die Website.
Für die Überprüfung und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Codes gibt es hilfreiche Werkzeuge. Refactoring-Tools prüfen Änderungen und ersetzen veraltete Code-Elemente durch neue. Verifikations-Tools analysieren das Codeverhalten, decken Fehler auf und erleichtern Integrationen.
Ein übersichtlicher, klarer Code beugt langfristig Problemen wie "Code Smell" und "Code Rot" vor - Bezeichnungen für veraltete, nutzlose Code-Elemente. Dadurch verbessert sich nicht nur die Code-Effizienz, sondern auch die gesamte Ökobilanz der Website.
Weniger Kosten, mehr Image und mehr Verkäufe
Kosteneinsparungen durch weniger Ressourcenverbrauch
Eine nachhaltige Website trägt dazu bei, Strom und damit Betriebskosten zu reduzieren.
Auch das Einsparen von Ressourcen wie Bandbreite und Speicherplatz kann zu Kosteneinsparungen führen. Denn einige der Cloud-Anbieter rechnen nach Leistung ab, wie zum Beispiel die Amazon Cloud AWS.
Mehr Conversions durch bessere Nutzerfreundlichkeit
Eine nachhaltige Website sorgt für flotte Ladezeiten und eine reibungslose Bedienung. Das Ergebnis: Nutzer bleiben länger und interagieren mehr mit den Inhalten. Diese positive Erfahrung steigert die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher zu Kunden werden.
PR und Marketing-Vorteile
Die Auswirkungen digitaler Aktivitäten auf die Umwelt rücken zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Unternehmen, die auf umweltfreundliche Websites setzen, zeigen Initiative im Klimaschutz und schaffen durch positive Außenwahrnehmung zugleich einen Mehrwert für ihr Marketing.
Fazit: Unbedingt nachhaltig
Websites können einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und gleichzeitig das Image eines Unternehmens aufwerten. Eine nachhaltige Webpräsenz ist gelebte Praxis für das Umweltengagement einer Firma und stärkt deren Glaubwürdigkeit.
Eine klimafreundliche Website zu betreiben, erfordert verschiedene Maßnahmen. Das Beauftragen von umweltfreundlichen Hosting-Anbietern gehört ebenso dazu wie das Optimieren von Bildern und Videos für schnellere Ladezeiten.
Auch der Einsatz von Ökostrom und ein zurückhaltender Umgang mit energieintensiven Elementen wie Cookies spielen eine wichtige Rolle. Auf lange Sicht lohnt sich der Aufwand, eine nachhaltige Website zu betreiben, aufgrund der vielen Vorteile, die sich daraus ergeben.
Denn es geht nicht nur um ein besseres Image, sondern auch um bessere Verkäufe. Hier hilft eine nachhaltige Website mit schnelleren Ladezeiten und einem einfacheren UX-Design, um die Nutzer länger auf der Seite zu halten und so zu Conversions zu animieren.
Ihr Kontakt

Susann Höpel
Consultant Digital Projects